Land-Art von Hama Lohrmann im Franck-Haus - Eine Schulung ästhetischen Empfindens
Auch Stille ist ein Klang. Bei Künstler Hama Lohrmann aus Diedorf bei Augsburg wird daraus auch ein Lokalklang, wenn er sich mit Naturmaterialien aus der Region befasst.
Davon kann man sich im städtischen Kulturzentrum Franck-Haus in Marktheidenfeld überzeugen. Im Rahmen seiner dort gezeigten Ausstellung „Land-Art aus Naturmaterialien, Fotografien und Installationen“ hat Lohrmann auf der oberen Ebene des rückwärtigen Ausstellungsbereichs ein eigens für Marktheidenfeld erdachtes Projekt realisiert.
Nahe des Eingangs berichtet schon ein „Marktheidenfeld-Kreis“ aus 13 Erdtönen, wie der Künstler kürzlich die Region Marktheidenfeld bei einer 18-Kilometer langen Wanderung erfuhr: „ Betörender Duft üppig blühender Schlehengehölze. Starkstromleitungen kreuzen sich neben der Autobahn unter regem Flugverkehr. Bärlauchmeer im lichten Mainufer-Hangwald. Feldlerchenkonzert unterbrochen vom heiseren Bellen eines Rehbockes.“
Den Kreis als vollkommene Form nimmt Lohrmann auch in seiner Installation ein Stockwerk höher auf. Geometrisch hat er auf dem Boden die Form in aus zwei Halbkreisen penibel genau aufgeschichtet. Die beiden das Maintalvor prägenden Gesteine Buntsandstein und Muschelkalk hat er dazu herangezogen. Dass ihn HeidelbergCement aus dem benachbarten Lengfurt und die Natursteinwerke Hofmann aus Wüstenzell bei der Materialbeschaffung großzügig unterstützten, freute Lohrmann als Zeichen von Aufgeschlossenheit für sein Werk.
Am Main bei Lengfurt hat er außerdem unterhalb des Klosters Triefenstein Schilfrohr ausgewählt. Aus dem dort in der Nähe ebenso gefundenen Lehm formte er Kugeln und bildete mit den Schilfstengeln eine Verbindung zwischen den Halbkreisen mit exaktem Quadratmuster.
Bevorzugt schafft Lohrmann seine spektakulär inszenierten Werke im Freien und im Bewusstsein, dass sie dort bald wieder verschwinden oder überwuchert werden. Er sucht unberührte Plätze auf, die man in Mitteleuropa kaum finden kann, unwirtliche, wüstenhafte Landschaften. Er dokumentierte seine vergänglichen Werke mit großformatigen Fotografien, die er in Kleinstauflagen auf dem Kunstmarkt anbietet.
Seine Marktheidenfelder Installation ist freilich nicht so spektakulär aber sie entfaltet unter dem Balkenwerk der früheren Scheune vor einer alten Fachwerkwand mit Sandsteinsockel ihre eigene ästhetische Qualität. Man kommt sich fast in einen Andachtsraum versetzte vor. Die Klarheit und einfache Formschönheit des Werks weckt beim Betrachter in der Stille mancherlei Gedanken.
Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmid-Neder freute sich bei der Ausstellungseröffnung am Freitag, dass Marktheidenfeld dank Hama Lohrmann im Rahmen des bayernweiten Festivals „Lokalklang“ eine so ungewöhnliche und örtlich bezogene Präsentation bieten kann. Lohrmann bringe Naturmaterialien in neue Zusammenhänge und schaffe damit Raum für die Beschäftigung über Werden und Vergehen.
Nur wenig verriet der Künstler über seine Biografie in der Eröffnungsrede. Er wies lediglich wies er auf seine handwerkliche Ausbildung als Zimmerman hin. Das Wandern sei Ausgangspunkt seines künstlerischen Vorgehens, denn es sei durch seine entschleunigende Langsamkeit der einzige Weg, um sich mit der Natur angemessen auseinanderzusetzen. Seine Arbeit seien als Gegenpol zum Ewigkeitsanspruch und zur zunehmenden Ökonomisierung der Kunst zu verstehen, wie sie sich gegenwärtig vor allem in den Rekordergebnissen bekannter Auktionshäuser zeige.
In seinen Installationen gehe es ihm um Schönheit, führte Lohrmann weiter aus, was heute vielleicht sogar als Kitsch diskreditiert werde. Als „atemberaubend schön“ bezeichne man schließlich bevorzugt Naturereignisse und der Umgang mit den Materialien sei eine sinnliche Erfahrung für ihn. Er wolle ästhetisches Empfinden schulen und Sensibilität für den Wert der Natur schaffen, wenn sich der Betrachter in Stille mit seinen Installationen auseinandersetze.
Die Ausstellung „Land-Art aus Naturmaterialien - Fotografien und Installationen“ von Hama Lohrmann aus Diedorf ist bis zum 22. Juni im rückwärtigen Ausstellungsbereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Infos im Internet: www.marktheidenfeld.de und www.hama-lohrmann.com
Text: Martin Harth
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