Das Ende der kleinen Waldparzellen - Freiwilliger Waldtausch in Altfeld erfolgreich beendet
Nach Jahren intensiver Arbeit konnte nun der freiwillige Waldtausch in der Gemarkung Altfeld zu einem Abschluss gebracht werden: Zufriedene Waldbesitzer besiegelten mit ihrer Unterschrift am Freitagnachmittag im Altfelder Bürgerhaus das Tauschverfahren, das ihnen anstelle ihrer kleinen, zersplitterten Waldparzellen nun größere, weit besser bewirtschaftbare Flächen zuteilt. Alle Beteiligten zeigten sich sehr erleichtert über das erfolgreiche Ende des langwierigen Verhandlungs- und Koordinationsprozesses, an dem ein sehr engagiertes örtliches Arbeitsteam in enger Zusammenarbeit mit dem städtischen Revierleiter Thomas Vogel, dem Forstsachverständigen Diplom-Forstwirt Paul Gerlach und dem Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken mitgewirkt hatte.
Aus den ursprünglich 700 kleinparzellierten Waldgrundstücken von einer Gesamtgröße von 36,5 Hektar, die 194 Alleineigentümern und 30 Erbengemeinschaften gehört hatten, sind jetzt nach Verkauf, Tausch und Zusammenlegung 66 größere Flurstücke entstanden, die von nun 60 Eigentümern bedeutend besser und ordnungsgemäßer bewirtschaftet werden können. Die Grundstücke zehn weiterer Tauschpartner aus Altfeld konnten in den Ortsteil Glasofen zu dort schon vorhandenen Eigentumsparzellen hinzugelegt werden.
Um den Grundstückstausch für alle Betroffenen angemessen durchführen zu können, waren im Vorfeld des Verfahrens vom Forstsachverständigen Gerlach mit Unterstützung des örtlichen Arbeitsgremiums die Boden- und Bestandeswerte vor Ort ermittelt worden. Bei den anschließenden arbeitsintensiven und langwierigen Tauschverhandlungen kam der vierköpfigen Arbeitsgruppe unter Führung von Altbürgermeister Georg Fertig in Zusammenarbeit mit Paul Gerlach eine tragende Rolle bei der Koordination und Vermittlung zwischen den Waldtauschpartnern zu. Geprüft und abgeschlossen wurde das Zusammenlegungsverfahren vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken.
Die Stadt Marktheidenfeld hatte den Freiwilligen Waldtausch durch den vorübergehenden Ankauf von Waldgrundstücken unterstützt, wodurch das Verfahren vereinfacht wurde. So konnten etwa eine Vielzahl von Erbengemeinschaften aufgelöst werden. Diese Grundstücke gingen fast vollständig an Privatwaldbesitzer zurück, die Stadt behielt lediglich einige wenige Grundstücke, über die Ver- und Entsorgungsleitungen führen.
Dieser Zwischenaufkauf von Grundstücken durch die Stadt Marktheidenfeld sei „das A & O“ gewesen, ohne das der Tausch nicht möglich gewesen wäre, betonte bei der feierlichen Vertragsunterzeichnung der Altfelder Altbürgermeister Georg Fertig, der vor Ort als Motor innerhalb der Arbeitsgruppe maßgeblich am erfolgreichen Abschluss des Prozesses beteiligt war. Es sei ihm daher „ein besonderes Anliegen“, die Arbeit des Stadtförsters Thomas Vogel zu würdigen, der mit einem „Riesenaufwand“ die Sache betrieben habe und jederzeit als Verbindungsglied zwischen der Arbeitsgruppe und ihm vor Ort gewirkt habe. Auch die Vertreterin des Amtes für ländliche Entwicklung Unterfranken, technische Amtsrätin Eva Kiesekamp, dankte der Stadt Marktheidenfeld für diese Zwischenfinanzierung, durch die ein Pool an Tauschgrundstücken entstanden sei, der einen leichteren Landtausch ermöglicht habe. „Wir sind sehr dankbar, wenn eine Kommune daran so mitarbeitet“, so Kiesekamp.
Erste Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder drückte ihre Freude über den erfolgreichen Abschluss des Waldtausches aus: „Ich habe den Tag herbeigesehnt. Es war ein langer Weg, aber der richtige im Sinne einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung“. Ihr besonderer Dank galt der örtlichen Arbeitsgruppe, die mit „viel Engagement und Geduld“ über die Jahre gearbeitet habe, allen voran würdigte sie Altbürgermeister Georg Fertig, der „mit Herzblut“ als treibende Kraft daran mitgewirkt habe.
Von einem „historischen Tag für Altfeld“ sprach Forstdirektor Dr. Wolfgang Netsch, denn die vielen zersplitterten Grundstücke seien einfach kaum bewirtschaftbar gewesen. Manche seien so klein gewesen, dass kaum ein Baum habe gefällt werden können, ohne dass er über mehrere Nachbargrundstücke gefallen sei, brachte der Forstdirektor ein Beispiel für die bisherige Schwierigkeit der Waldbesitzer bei den sehr kleinen Waldparzellen, die es teilweise in Altfeld aufgrund des früheren Erbrechts in Unterfranken gegeben hatte. „Erst wenn die Grundstücke in Form und Größe so sind, dass sie auch vernünftig bewirtschaftet werden können, dann sind die Waldbesitzer auch zu einer nachhaltigen Nutzung zu motivieren“, so Netsch. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels müsse es das Ziel sein, standortgerechte stabile Mischwälder zu begründen und zu pflegen, was nur auf größeren Waldparzellen möglich sei. Sein Dank galt der Stadt Marktheidenfeld, die durch einen engagierten städtischen Revierleiter und den Flächenaufkauf zum Gelingen maßgeblich beigetragen habe. „Andere Gemeinden sollten sich daran ein Beispiel nehmen und ebenso vorausschauend tätig werden“, wünschte sich Netsch.
Einen weiteren Vorteil für die Privatwaldbesitzer, der durch diesen freiwilligen Waldtausch nun entstanden ist, nannte Forstamtmann Peter Fritz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt: Bei größeren Waldparzellen können die Eigentümer nun auch eher auf eine staatliche Förderung hoffen, denn die sei zum Beispiel erst ab einer Mindestgröße von 0,2 Hektar möglich. Viele Grundstücke hätten diese Voraussetzung aber bisher nicht erfüllt. Jetzt seien Förderungsmöglichkeiten gegeben, etwa um einen reinen Nadelwald zu einem Laubmischwald umzubauen, betonte Fritz, der den Waldbesitzern auch weiterhin beratend zur Seite steht.
Mit dem Abschluss des Freiwilligen Waldtausches in Altfeld ist nun nach Michelrieth und Oberwittbach in drei Gemarkungen die historisch bedingte Grundstückszersplitterung aufgelöst und damit eine bessere Waldbewirtschaftung ermöglicht. Nächstes Projekt ist der Bereich Glasofen, wo nach Auskunft des Städtischen Revierleiters Thomas Vogel der Wert der Waldböden und des Auswuchses bereits in den Jahren 2010 und 2011 erfasst wurde. Die Tauschverhandlungen mit den 197 betroffenen Waldeigentümern, deren Besitz in 1160 kleinparzellierte Waldgrundstücke in einer Gesamtgröße von 68,8 Hektar zersplittert ist, sollen noch in diesem Jahr beginnen. Auch in Glasofen hat die Stadt Marktheidenfeld bereits über 250 Grundstücke erworben, um das Verfahren zu erleichtern.
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