WONNEMAR-Gala - Rede der Ersten Bürgermeisterin
Nachstehend ist die Rede der Ersten Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder anlässlich der WONNEMAR-Gala am 15. Dezember 2012 in ihrem Wortlaut zu lesen:
Wonnemar 15.12.2012
Sehr geehrter Herr Volker Kurz, Herr Peter de Wit, Herr Jan Jansen
sehr geehrte Landtagsabgeordnete,
sehr geehrter Herr Landrat Thomas Schiebel,
sehr geehrter Altlandrat Grein, lieber Armin
sehr geehrter Altbürgermeister Dr. Scherg, lieber Leonhard,
sehr geehrte Geistlichkeit, Pfarrer Becker und Pfarrer Töpfer
liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Stadtrat,
sehr geehrte Gäste!
Ich nehme Sie jetzt mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit!
„Zur geflissentlichen Beachtung!
Mit Ablauf des Monat Februar 1968 wird der Betrieb des städtischen Wannen- und Brausebades eingestellt. Den bisherigen Benutzern ist Gelegenheit geboten, in der Lehrschwimmhalle der städt. Volksschule Ludwigstraße 29 Brausebäder zu nehmen. Die Lehrschwimmhalle ist an den Samstagen bis 18 Uhr 30 für den Publikumsverkehr geöffnet. Der Eintrittspreis für eine Stunde beträgt für Erwachsene 1 DM, für Jugendliche fünfzig Pfennig.
Marktheidenfeld, den 2. Februar 1968
gezeichnet Willer, 1. Bürgermeister.“
Fast 45 Jahre sind seitdem vergangen, 45 Jahre, seit Marktheidenfeld sein erstes Hallenbad eröffnen konnte – wie Sie gerade gehört haben, nicht ganz so werbewirksam wie heute. Und viel bescheidener als heute. Aber: für damalige Verhältnisse fortschrittlich wie heute!
Wenige Jahre später stand die Entscheidung an, ob mit Entschädigungsmitteln aus der Gemeindegebietsreform ein richtiges Hallenbad errichtet werden sollte – ein Bad, das auch Freizeitzentrum für die Stadt und ihr ganzes Umland sein sollte. In Stadtrat und Bevölkerung wurde heiß diskutiert: War das nicht übertrieben, würden damit nicht die städtischen Finanzen ins Unermessliche belastet, würden nicht andere wichtige Projekte damit unmöglich? Nun, wir alle wissen, es entstand das Hallenbad Maradies, das durch Bürgermeister Armin Grein im August 1976 eröffnet wurde.
Knapp sieben Jahre später im Juni 1983 wurde es um das Freibad ergänzt – auch das wieder hoch umstritten. Hätte es damals schon Bürgerentscheide gegeben, beides wäre wohl nie entstanden!
Das alles war bald vergessen, wir hatten und liebten unser Maradies. Aus nah und fern kamen die Gäste - und von vielen Städten, nicht nur unserer Größenordnung, wurden wir darum beneidet.
Mitte der 1990er Jahre gab es die ersten Anstöße im Stadtrat, das Hallenbad zu attraktivieren; doch stark schwankende Steuereinnahmen und viele andere Großprojekte, darunter die zweite Mainbrücke, verursachten immer wieder ein Verschieben.
Im Jahr 2002 war es dann soweit, Pläne zur Sanierung der Technik, zur Modernisierung der Innenräume und zum Anbau eines Kinderbereichs waren fertiggestellt und genehmigt. Da löste die Untersuchung der Statik bei meinem Amtsvorgänger Dr. Leonhard Scherg und seinem Stadtrat blankes Entsetzen aus. Mehrere Gutachten belegten, dass das Dach zwingend erneuert werden musste, die Technik verbraucht , die Umgänge der Schwimmbecken statisch gefährdet waren - um nur die allerschlimmsten Fakten zu nennen. Eine Sanierung des Bades erwies sich als absolut unwirtschaftlich.
Es waren ja inzwischen fast 30 Jahre seit dem Bau vergangen: Ein Lebensalter für ein technisches Bauwerk wie ein Schwimmbad! Nun stellte sich die Frage: Wenn Neubau – dann wie? Das Defizit aus dem Maradies hatte inzwischen die Millionengrenze überschritten und nahm jährlich zu,
die Besucherzahl dafür erheblich ab. Wir konnten regelmäßig die Busse fahren sehen nach ... na, künftig werden die Busse wohl eher in der Gegenrichtung unterwegs sein!
Ganz sicher ist, dass die meisten Badegäste heute in einem Schwimmbad eine Mischung aus Fitness, Gesundheit, Entspannung und Spaß suchen – kurz: Wellness!
So beherzigten Bürgermeister Scherg und seine Stadträte die alte Weisheit:
Steht dir das Wasser bis zum Hals, solltest du den Kopf nicht hängen lassen!
Und sie wagten mutig einen Sprung ins kalte Wasser.
Wie vor 30 Jahren das Maradies, so sollte auch das neue Badeparadies für Marktheidenfeld zukunftsweisend, attraktiv und für Stadt und Umland wieder ein toller Anziehungspunkt sein. Klar war, dass Wellness- und Luxusangebote nicht zu den Aufgaben einer Kommune gehören und auch nicht finanzierbar sind. So informierte man sich über die damals neuen PPP-Projekte, suchte nach einem Investor und wurde auch fündig.
Besichtigungsfahrten fanden statt und dann eine Bürgerversammlung, in der der mögliche Investor seine Vorschläge präsentierte. Doch die Bürger wollten nicht nur ihr gutes altes Maradies behalten, sondern hatten auch kristallklar das Gefühl, da sei jemand mit allen Wassern gewaschen.
Wieder einmal gingen die Marktheidenfelder auf die Barrikaden. Bürgerbegehren und Bürgerentscheid verliefen in ihrem Sinn erfolgreich, während Bürgermeister und Stadtrat damit wieder am Anfang angelangt waren.
„Die Bürger einer Stadt können verlangen, dass die Brunnen laufen und dass Wasser genug da sei, aber woher es zu nehmen, das ist des Rohrmeisters Sache.“
So steht es schon bei Johann Wolfgang von Goethe
... wobei es in Marktheidenfeld eher darum ging, ob das Wasser auch Rutschen hinauf- oder hinunter laufen darf und wie viel Wellness und Gaudi damit veranstaltet werden soll.
Die Vorschrift der Nichtöffentlichkeit in diesem PPP-Verfahren, die sich der Freistaat Bayern hat einfallen lassen, dient nicht gerade der Transparenz, die sich der Bürger wünscht. Deshalb beschloss der Stadtrat, die Bürger in einem Ratsbegehren über das Konzept abstimmen zu lassen.
Die öffentliche Präsentation des zweiten Vorschlags – und hier kommt erstmals unser Partner InterSpa ins Spiel – war zwar von ganz anderer Qualität, wurde aber letztlich, allerdings mit nur 17 Stimmen Mehrheit, abgelehnt. Fehlende Attraktionen für Familien wurden u.a. als Grund genannt.
Zu dieser Zeit soll es bei den Stadträten etliche gegeben haben, die tief in ihrem Innersten fühlten: "Selbst wenn wir lernen übers zu Wasser laufen, dann sagen die Kritiker: Nicht mal schwimmen können die. "
Nie vergessen werde auch ich diese Zeit und machte die Erfahrung: In Marktheidenfeld sind Dinge möglich, die anderswo undenkbar wären.
Wir waren nämlich inzwischen mitten im Wahlkampf 2008 und trotzdem blieb der gesamte frühere Stadtrat in seiner Überzeugung standhaft. Noch heute zolle ich dafür allen Beteiligten meinen Respekt.
Am 1. Mai 2008 begann die Amtszeit des neuen Stadtrats. Unsere erste Aufgabe lautete: Maradies! Noch im Mai verlängerten wir die Bindefrist für das Angebot von InterSpa, führten Gespräche mit Rechtsaufsicht, Beratern und Fachbüros.
Nach Ablauf der Bindungsfrist an das Bürgerbegehren nahmen wir unverzüglich das PPP-Verfahren wieder auf. Die ohnehin nicht gerade einfachen Verhandlungen, bei denen mehr Wünsche der Bürger unter Beibehaltung aller bisherigen Bedingungen umgesetzt werden sollten, wurden durch die weltweite Finanz- und Bankenkrise auch nicht gerade leichter. Zum neuen Konzept des Bades kam zusätzlich ein völlig neues Finanzierungsmodell - unter ganz anderen Bedingungen und damit auch genauer Überprüfung durch die vorgesetzten Behörden und das Finanzamt.
Über 50 protokollierte Sitzungs- und Verhandlungstermine haben wir zwischen Mai 2008 und Juli 2010 absolviert und dabei die Stufen Freischwimmer – Fahrtenschwimmer – Rettungsschwimmer genommen und erfolgreich abgeschlossen.
Am 21. Juli 2010 wurden das Konzept in öffentlicher Sitzung beschlossen, am 27. Juli in einer Bürgerversammlung vorgestellt und diskutiert und am 21. August 2010 konnten wir den notariellen Vertrag unterzeichnen.
Ich gebe zu: Danach haben wir nicht nur Wasser getrunken!
Sehr herzlich danke ich Herrn Volker Kurz von InterSpa und allen anderen Projektpartnern; unsere Verhandlungen waren immer – auch in den Phasen, in denen wir nicht sicher waren, ob es weiter geht – fair und respektvoll.
Ich denke, uns einte die Gewissheit: „Wasser bricht den Stein“!
Sehr geehrter Herr Kurz, vielen Dank dafür, dass Sie unseren Wunsch, die Bürger möglichst umfassend zu informieren und am Baufortschritt teilhaben zu lassen, erfüllt haben. Ob Bürger, Stadtrat, Presse oder Gäste aus unseren Partnerstädten – viele Besichtigungen wurden ermöglicht und wir haben uns schnell und gern an das Tragen von Bauhelmen gewöhnt. Nur die Sicherheitsschuhe entsprachen nicht immer den Vorschriften... u.a. bei meiner Bürgermeisterkollegin aus Montfort!
In sehr guter Erinnerung wird uns vor allem das fantastische Baustellenfest am 21. Juli bleiben, ein gelungenes, fröhliches Fest mit informativen Führungen im Rohbau,
bei denen alle Fragen mit Fachwissen und Freundlichkeit beantwortet wurden. Ich habe ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen.
Vielen Dank dem Architekten Peter de Wit für dieses wirklich schöne Bauwerk, das wunderbar in die Umgebung eingebettet ist. Es verzaubert mit seinen grandiosen Ausblicken und strahlt mit seinem Material- und Farbkonzept eine unglaubliche Harmonie aus. Dieses Bad wird seinem Namen WONNEMAR AM MARADIES wahrlich gerecht!
Herzlichen Dank den Herren Jansen, Hardick und Engeln von der Baufirma Pellikaan und allen Mitarbeitern der beteiligten Firmen, den Herren Brand und Büthe vom Fachbüro Constrata, die zusammen das Wonnemar verwirklicht haben. Mit großer Dankbarkeit erfüllt mich, dass es auf dieser großen Baustelle keine gravierenden Unfälle und Verletzungen gegeben hat.
Vielen Dank dem Centermanager Wilko van Rijn mit seinem gesamten Team, die nach den letzten Wochen vielleicht auch „Wonnemar…ein Tag wie Urlaub“ brauchen.
Herrn Distel und Frau Zavelberg für das professionelle Marketing.
Danke sage ich
meinen Kollegen und Kolleginnen im Stadtrat für Mut und Durchhaltevermögen,
allen beteiligten Mitarbeitern in der Stadtverwaltung, die mitgelitten und –gerungen haben, namentlich bei den Herren Pilsl, Matschiner, Kirchner und Raab,
den Mitverantwortlichen im Landratsamt und bei der Regierung von Unterfranken für die gewohnt sehr gute Zusammenarbeit auch bei diesem nicht alltäglichen Projekt.
Sehr geehrte Damen und Herren – wir sind zurück in der Gegenwart!
Ich denke, wir sind uns einig: ein rundum gelungenes Ergebnis!
Und
Marktheidenfeld, da geht’s dir gut:
FREUEN WIR UNS GEMEINSAM ÜBER DIESES WUNDERBARE WEIHNACHTSGESCHENK !
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