Franck-Haus zeigt seltene Kunsttechnik - Mosaikkunst ringt um Anerkennung
Nicht wenige Kultur- und Kunstfreunde haben schon über Mosaiken gestaunt, sei es beispielweise im Markusdom von Venedig oder in der Kathedrale von Monreale auf Sizilien.
Im europäischen Süden ist diese Kunsttechnik bis heute lebendig geblieben und Künstler finden mit ihren Mosaiken breite Anerkennung. So gibt es im italienischen Ravenna ein Zentrum der historischen und zeitgenössischen Mosaikkunst mit entsprechender künstlerischer Ausbildung.
In Deutschland haftet dem Mosaik dagegen oft etwas eher Kunsthandwerkliches, rein Dekoratives an. Die Sichtweisen sind durch die Ästhetik der 50iger Jahre des vorigen Jahrhunderts beeinflusst, wo sich Mosaikarbeiten einen breiten Raum eroberten vom Nierentisch zur Leuchte oder zum Wandbild in öffentlichen Gebäuden. Wohlmeinende Bastelarbeiten in zahllosen Kreativkursen taten seitdem ihr Übriges zu einer nur recht eingeschränkten Wahrnehmung.
Im Jahr 2008 machte sich die Deutsche Organisation für Mosaikkunst (Domo e.V.) daran, die künstlerische Technik mit großer Vergangenheit zu erhalten zu fördern und zu verbreiten. Dem soll auch die Organisation von Ausstellungen dienen. Dies gilt auch für die Wanderausstellung „GANZnah-GANZemotional“, die nun bis zum 26. Oktober im vorderen Galeriebereich des städtischen Kulturzentrums Marktheidenfeld zu sehen ist.
39 Mosaikkünstler zeigen je ein Werk im vorgegebenen Rahmenformat von 40 x 40 Zentimetern. Ob es gelingt, damit die Mosaikkunst als ernstzunehmende und eigenständige Kunstform tatsächlich zu etablieren, liegt eher im Auge des Betrachters. Sehr unterschiedlich sind die gezeigten Arbeiten und bei weitem nicht alle können dabei dem gestellten Anspruch entsprechen. So ist manches Epigonales und lieblich Handwerkliches zu entdecken, neben Arbeiten, die sehr wohl künstlerische, eigenständige Aussagekraft besitzen.
Zweiter Bürgermeister Manfred Stamm ging am Freitag bei seiner Begrüßungsrede zur Eröffnung der Ausstellung im Franck-Haus auf die Geschichte der Mosaikkunst ein, die schon seit vorgeschichtlicher Zeit zu den bedeutenden kulturellen Leistungen des Menschen gezählt werden könne. Er verwies auf Höhepunkte in der persischen, griechischen und römischen Kultur und erwähnte den Kaiserdom zu Aachen.
Auch Künstler der Moderne wie der Spanier Antoni Gaudi oder die Französin Niki de Saint Phalle hätten Mosaiktechniken in ihr Werk aufgenommen. Stamm erinnerte an das riesige Mosaikfries „Unser Leben“ am Haus des Lehrers in Berlin, das Walter Womacka im Stile des sozialistischen Realismus am Alexanderplatz in Berlin schuf. Mosaik gewinne seine besondere Lebendigkeit aus einer Vielfalt von Materialien, Farben und künstlerischen Auffassungen, was auch die im Franck-Haus gezeigten Arbeiten belegen könnten.
Sabine Stellrecht-Schmidt, erste Vorsitzende von Domo e.V. aus Miltenberg, dankte der Stadt Marktheidenfeld für die Möglichkeit, im Franck-Haus ausstellen zu können. Domo organisiere als einzige Vereinigung in Deutschland inzwischen 146 Mosaikkünstler im Bemühen um eine breite Anerkennung ihrer Kunstform.
Seit 2009 organisiere man deshalb Ausstellungen, Symposien und einen intensiven internationalen Erfahrungsaustausch. Die Ausstellung „GANZnah-GANZemotional“ fasse aktuelle Werke der beteiligten Künstler zusammen und werde noch an mehreren Orten bis ins nächste Jahr gezeigt.
Die Ausstellung „GANZnah-GANZemotional“ der Deutschen Organisation für Mosaikkunst (Domo e.V.) ist bis zum 26. Oktober im vorderen Galeriebereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Am Sonntag, 26. Oktober 2014 führt die Vorsitzende von Domo e.V. Sabine Stellrecht-Schmidt um 16 Uhr durch die Ausstellung. Infos im Internet: www.marktheidenfeld.de und www.domo-ev.de
Text und Foto: Martin Harth
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