Ausstellung "Nonsens" im Franck-Haus zeigt bis 6. Januar diverse Formen urbaner Kunst
Da die Graffiti-Ausstellung 2006 vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde, gibt es jetzt eine Neuauflage. Das Organisatorenteam um den Marktheidenfelder Andy Glos stellt vom 23. November 2013 bis zum 6. Januar 2014 im Franck-Haus eine Auswahl seiner neuen Werke aus. Neben drei Künstlern aus Marktheidenfeld und Umgebung sind daran auch junge Künstler aus der Graffiti-Szene aus dem Rhein-Main-Gebiet und dem Ruhrgebiet beteiligt. Sie zeigen ein ganzes Spektrum an urbaner Kunst: nicht nur Graffiti sind darunter, sondern auch Fotografien, Zeichnungen, plastische Kunst, Aktfotografie. Die zehn Künstler, von denen einige anonym bleiben wollen, haben für ihre Kunst nicht mehr nur zur Spraydose gegriffen.
Die zehn ausstellenden Künstler haben die jeweilige lokale Graffiti-Szene maßgeblich beeinflusst. So haben etwa der Marktheidenfelder Andy Glos und der aus Erlenbach stammende Mario Schneider in der Stadt die neue Mainbrücke und die Tiefgarage künstlerisch gestaltet. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass diese Kunstform in der Stadt sich so entwickeln konnte. „Marktheidenfeld bietet gute Möglichkeiten, um sich in dieser Kunstform auszuleben. Das ist normalerweise in kleineren Städten nicht so üblich“, sagt Ausstellungsinitiator Andy Glos. Mit den anderen Künstlern seien in den Jahren Freundschaften entstanden, gemeinsame Projekte und Auftragsarbeiten würden realisiert. „Wir stehen miteinander in Kontakt und inspirieren uns gegenseitig“, so Glos. Außer den vier Sprayern aus Marktheidenfeld und Umgebung sind an der Ausstellung zwei aus Düsseldorf sowie je einer aus Essen, Duisburg, Frankfurt am Main und aus Darmstadt beteiligt. Unter ihnen ist eine Frau, sie stammt aus Marktheidenfeld.
Obwohl Stil, Mittel und Techniken bei den einzelnen Künstlern variieren, ist ihre Arbeit stark aus konzeptioneller Sicht verbunden. Gedanken, Visionen und Ideen von den verschiedenen Künstlern kollidieren miteinander und werden durch die Zusammenarbeit und den Austausch umgesetzt.
Nach Angaben der Graffiti-Künstler, die anstelle des zunächst geplanten Ausstellungstitels „Urban Art“ sich kurzfristig dafür entschieden, ihre Ausstellung „Nonsens“ zu nennen, soll der Titel das unaufhörliche Streben nach Balance und Harmonie darstellen. Dies gelte auch dann, wenn sich Dinge schließlich doch verschlechtern oder bewusst zu einem Zustand des Chaos zurückgeführt werden. Diese Energie werde in ihren Werken beleuchtet.
Die Ausstellungseröffnung am Freitagabend, 22. Dezember, war jedenfalls schon einmal ungewöhnlich. Nicht nur, dass die jungen Künstler darauf bestanden hatten, dass nicht nur - wie sonst üblich - Wein, Wasser und Orangensaft als Getränke ausgeschenkt werden, sondern dass es auch Bier aus der Flasche geben muss. Schon die Einführung von seiten der Künstler, gehalten von Mario Schneider aus Erlenbach, unterscheid sich deutlich von üblichen Einführungsreden. Frisch und provokativ, im Rap-Stil, trug Schneider eine Art "Erklärung" der losen Künstlergruppe vor: für eine Welt mit Kunst, denn ohne Kunst wäre sie "öde, öde, öde, öde... nur schwarz und weiß, ohne Sinn, nichts, was mich glücklich macht".
Ihre Kunst ist gleichzeitig als Protest zu verstehen, als Provokation des elitären Kunstpublikums, das sich üblicherweise auf Vernissage einfindet, und sich - so Schneider in seinem Rap-Vortrag - am Sektglas festhalte, die Bilder eingehend studiere, Sätze äußere wie "Das soll Kunst sein. Das kann ich auch", sich als Kunstexperten generiere, aber nicht bereit sei, den Preis für Kunst zu bezahlen, stattdessen lieber zu IKEA fahre und dort günstige Einrichtungsgegenstände - auch Bilder - kaufe, und dabei die Gelegenheit nutze, gleich auch noch im dortigen Restaurant vom "All you can eat"-Angebot Gebrauch zu machen.
Scheu im Hintergrund hielten sich die meisten der ausstellenden Künstler, nur einige wenige haben ihren wirklichen Namen an den Kunstwerken angegeben, noch viel weniger waren bereit, sich für Publikationen über ihre Ausstellung ablichten zu lassen. Auch das ist bei dieser Ausstellung also anders als bei allen anderen Ausstellungen, wo die Künstler sich gerne vor ihren Kunstwerken fotografieren lassen. Aber, wie brachte es einer der Künstler auf den Punkt: Graffiti ist eben nicht irgendeine Kunst, die Meinung in der Gesellschaft über sie noch sehr geteilt. "Was meinen Sie, was da in meiner Stadt los ist, wenn ich in der Presse mit richtigem Namen erscheinen würde?", fragte einer der Sprayer.
Da Andy Glos, nach Angabe seiner Künstlerkollegen "Zugpferd der Ausstellung", und Mario Schneider schon ganz öffentlich in Marktheidenfeld auftreten konnten und Neue Mainbrücke und Tiefgarage künstlerisch gestalten konnten, müssen jedenfalls die beiden diese Sorge nicht teilen, weshalb sie auch bereitwillig vor der Kamera postierten.
Die Ausstellung ist zu den gewohnten Öffnungszeiten des Franck-Hauses zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Ausstellungsort:
Franck-Haus, Untertorstraße 6
Telefon: 0 93 91 81 78 5
E-Mail: franck-haus@marktheidenfeld.de
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag:
14 bis 18 Uhr
Sonntag/Feiertag:
10 bis 18 Uhr
Eintritt frei!
Weitere Bilder:
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