Erster Marktheidenfelder Energietag stieß auf große Resonanz – Referenten und Aussteller zufrieden
Um den Themen Energieeinsparung, Energieeffizienz und Energiegewinnung aus Erneuerbaren Energien in der öffentlichen Diskussion einen Raum zu geben und ein Informationsforum für die Bürger zu schaffen, hatte die Stadt Marktheidenfeld in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe „Energiebewusstes Marktheidenfeld“ am Samstag, 5. Oktober, zu einem ersten Marktheidenfelder Energietag eingeladen. Im Pfarrheim St. Laurentius konnten sich Interessierte an Informationsständen verschiedener Akteure aus Wirtschaft und Verwaltung beraten lassen. Fachvorträge zu verschiedenen Themen schlossen sich dem Auftaktreferat des österreichischen Klimaforschers und Ökopioniers Prof. August Raggam an. Das Interesse war groß, Referenten und Aussteller zeigten sich über die Resonanz zufrieden. Schon morgens war der Pfarrsaal mit rund hundert Besuchern gut gefüllt.
In ihrer Begrüßungsrede hob Erste Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder die Bedeutung von Energieeinsparung und mehr Energieeffizienz hervor und betonte, dass der Begriff „Erneuerbare Energien“ schon längst kein „Angstmacher“ mehr sei, sondern von einer großen Mehrheit der Bevölkerung als „schlichte Notwendigkeit“ anerkannt sei. „Ich bin sicher, wir sind jetzt alle endlich auf dem richtigen Weg“, so Schmidt-Neder. Die Bürgermeisterin stellte dar, dass die Stadt Marktheidenfeld seit vielen Jahren auf diesem Weg der Energiewende „mit Energie“ vorangeht. So hat die Stadt auf mehreren städtischen Gebäuden Photovoltaikanlagen installiert: seit über zehn Jahren auf dem Stadtarchiv, seit 2011 auf dem Bauhof und seit Schulbeginn 2013 auch auf dem Neubau der Grundschule. Für die Heizung in städtischen Wohnungen werden Wärmedämmung und modernste Brennwerttechnik genutzt, Hackschnitzelheizungen laufen im Bauhof, mit Holzpellets wird das neue Rathaus beheizt, seit 2012 bezieht die Stadt zu 100 Prozent Ökostrom. Notwendige Fahrten im Stadtgebiet werden mit dem E-Mobil erledigt, für weitere Fahrten gibt es ein Fahrzeug mit Hybridantrieb. Auch der Stadtbus trägt zur Energieeinsparung bei.
Das Wichtigste sei jedoch, „dass alle Bürger über ihre Möglichkeiten gut informiert sind, und dass es allen möglich ist, am Energiebewussten Marktheidenfeld mitzuwirken und davon zu profitieren“, betonte Schmidt-Neder. Der Erste Marktheidenfelder Energietag sei ein „weiterer Markstein“ auf diesem Weg. Sachliche Information führe hier zum Ziel, denn oftmals sei für mehr Energieeffizienz nur ein wenig Umdenken und Umgewöhnen erforderlich, ohne dass die Kosten in unerschwingliche Höhen klettern müssen.
Der Dank der Ersten Bürgermeisterin galt deshalb der Projektgruppe „Energiebewusstes Marktheidenfeld“, die unter der Leitung von Jürgen Leppig diesen Energietag mitorganisiert hat und die „mit unermüdlicher Energie“ dazu beitrage, dass Marktheidenfeld auf diesem Feld vorankomme. Sie dankte ebenfalls dem Vegetarierbund und dem Jugendzentrum, die die Bewirtung der Besucher übernommen hatten, sowie dem Waldkindergarten für die Betreuung der kleinen Gäste.
Die „Raggamsche Humustheorie“: Klimarettung durch den Wiederaufbau von Humusschichten und des Anbaus von Energiewäldern
Den Auftaktimpuls für anregende Gespräche und Diskussionen auf dem Energietag setzte dann der österreichische Ökopionier und „Biomasse-Papst“ Prof. Dr. August Raggam, der in seinem Vortrag für seine Lösung des Problems des Klimawandels, der sogenannten „Raggamschen Humustheorie“ warb. Durch die Rodung von Wäldern und hundert Jahren falscher Landwirtschaft hätte die Menschheit selbst zum Klimawandel beigetragen, indem sie den vorhandenen Flächen ihre Fähigkeit weggenommen habe, genügend CO2 aufzunehmen und damit zugleich die Atmosphäre zu kühlen. Denn durch die Zerstörung der Humusschichten auf unseren Böden verdunste auch weniger, Temperaturanstieg und Dürre seien die Folgen. Ein Weiter-So dürfe es in keinem Fall geben: „Weiterwursteln bedeutet Elend für alle“, warnte Raggam. Denn Dürre mache eine Ernährung der Weltbevölkerung unmöglich. Ein Klimakollaps müsse unbedingt vermieden werden.
Bereits jetzt sei zu viel Kohlenstoff in der Atmosphäre. Selbst wenn die Menschheit ab sofort kein CO2 mehr in die Atmosphäre blasen würde, könnte ein Temperaturanstieg um mindestens 6 Grad nicht mehr verhindert werden, so Raggam. Deshalb müsse es nun darum gehen, diesen Kohlenstoff wieder aus der Atmosphäre herauszubringen. „Nur dann können wir überleben“. Dafür sei es nötig, so Raggam, dass sofort mit dem Aufbau CO2-bindender Humusschichten begonnen werde, und zwar durch eine Einbringung von Holzkohle in unsere Böden sowie den Anbau schnell wüchsiger Energiewälder. Dadurch könnten auch die Landwirte künftig ein hohes Zusatzeinkommen erwerben und eine wichtige Rolle in der Klimarettung spielen, so Raggam.
Was die Energiegewinnung betrifft, ist sie nach Meinung Raggams zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern möglich: 50 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs müsste eingespart werden, 25 Prozent des Strombedarfs könnte aus Wind, Wasser und Sonnenenergie gewonnen werden, die restlichen 25 Prozent müssten aus Biomasse kommen, sprich aus Holz. Dazu empfiehlt der Professor eine künftig „sehr enge Bepflanzung der Wälder“, um daraus Pellets für unsere Heizungen zu gewinnen. Der Verkehr müsste auf Elektromobile umgestellt werden.
Der Vortrag des österreichischen Klimaforschers regte die Besucher des Energietags zu anregenden Diskussionen an.
Weitere Fachvorträge informierten über Wärmedämmung an Gebäuden, staatliche Fördermöglichkeiten, Schimmelvermeidung, nachhaltige Holznutzung, Elektromobilität, Energieberatung oder den Zusammenhang zwischen vegetarischer Ernährung und Klimaschutz. Zu letztem Thema informierte auch der Vegetarierbund, der etwa auch für einen Veggieday in Marktheidenfeld nach dem Beispiel anderer Städte warb. Im Pfarrheim und auf dem angrenzenden Parkplatz informierten folgende Aussteller: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Baustoffe Kuhn, Firma Anderlohr, Firma Cummins, Firma Dornbusch, der Energieberaterverein, Firma Jähnel, Gasuf, Ökofen, Firma Ries, Udo Lermann, Raiffeisenbank und Sparkasse sowie die Stadt Marktheidenfeld und die Projektgruppe „Energiebewusstes Marktheidenfeld“.
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