Offener Mal- und Zeichentreff bei „Stadt.Geschichte.Zukunft“
Hädefeld wird Tropical Island
Im Rahmen des bayernweiten Festivals „Stadt.Geschichte.Zukunft“ des Netzwerks bayerischer Städte „STADTKULTUR“ bot die Zeichnerin und Karikaturistin Valentina Harth an vier Abenden einen offenen Mal- und Zeichentreff an wechselnden Plätzen in Marktheidenfeld an. Gestern fand der letzte Workshop im Biergarten an der Rothenbücher Wiese statt.
Ein paar Teilnehmer mehr insgesamt, hätte sich die Künstlerin schon gewünscht, aber offenbar ist die Scheu, sich bei kreativen Arbeiten von Dritten über die Schulter schauen zu lassen gerade bei Erwachsenen und Männern ziemlich hoch. „Dabei ist Kunst doch ein offener Prozess“, meint Harth. „Ausprobieren, Experimentieren das sind doch Kerne der Kreativität. Ob etwas gelingt oder misslingt, wer will das beurteilen. Wer glaubt, es besser zu können, der soll vor Ort gleich zu Pinsel oder Stift greifen und den Beweis antreten. Es geht mir mit einem solchen Workshop um den Prozess, um kreative Auseinandersetzung und um Kommunikation. Museale Meisterwerke können nicht das Ziel sein.“
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten fanden sich schließlich doch immer einige Teilnehmer, welche die Anregungen gerne aufnahmen. Dass schon bald auch einige Kinder mit dabei waren, freut die Zeichnerin besonders, schließlich bemüht sie sich bei der Mittagsbetreuung der Arbeiterwohlfahrt an der Friedrich-Fleischmann-Grundschule und an der Marktheidenfelder Mittelschule auch um kreative Impulse im Alltag von Kindern und Jugendlichen.
Nach dem Kennenlernen und dem gemeinsamen Abstecken des Rahmens für ein bis zwei Stunden, machte man sich ans Werk. Die Teilnehmer konnten vielfältige Techniken ausprobieren. Valentina Harth hatte immer eine Vielzahl von Zeichen- und Malutensilien dabei, die sie zur Verfügung stellen konnte. Guter Rat war von der Fachfrau bei den Workshops für die Teilnehmer eben auch nicht teuer
Im Stadtgarten am Oberen Mainkai reizten Erich Gillmanns Skulpturen zum Skizzieren und das kleine Torhäuschen bot einen Ansatz zur Architekturzeichnung. Die Künstlerin hatte Kreiden in Erdtönen aus ihrer russischen Heimat mitgebracht. Diese können mit Wasser auf dem Blatt nach der Zeichnung vermalt werden und der kleine Brunnen im Zentrum des Gartens lieferte das nötige Nass dazu.
Am Wasserlauf am Parkplatz hinter dem neuen Rathaus ging es dann ganz fließend zu. Wasser- und Aquarellfarben reizten zu abstrakten Kompositionen. Sie verändern ihren Charakter wenn man das Blatt schwimmen lässt, in den Lauf taucht und das Wasser darüber laufen lässt. So wurde der eher nüchterne Platz im Stadtzentrum, in einen Ort schöpferischer Experimente verwandelt. Die Erfahrungen konnten danach bei einem Tässchen Kaffee in der Nähe noch vertieft werden. Anfängliche Befangenheit war bereits der ungezwungenen Atmosphäre gewichen.
Schließlich hatte sich Harth noch den Biergarten an der Rothenbücher Wiese als „Lieblingsort“ ausgewählt. Dort unter den alten Bäumen war ein Platz für Naturstudien. Wasserfarben, Wachsmalkreiden, Kohle, Buntstifte und Bleistift kamen oft in Mischtechniken zum Einsatz. Der Porträtzeichnung widmete man sich ein wenig.
Vor allem die Kinder entwickelten viel Fantasie an diesem Bilderbuch-Platz. So konnte der Marktheidenfelder „Meefisch“ natürlich nicht fehlen, dessen Heimat im nahen Main ist. Fabelwesen wie Elfen, Feen oder ein Einhorn belebten eine kleine Galerie am Zaun des Biergartens. Und die Anhänger eines Hädefelder Stadtstrands hätten sich auch Anregungen holen können. Unter Palmen vergnügte sich eine Affenherde und verwandelten das Mainufer zum „Tropical Island“. Schwierig dürfte für die Stadtplaner aber die Realisierung des zugehörigen Vulkans auf der Insel werden. Kunst fordert eben heraus.
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