Grundsteinlegung Wonnemar Marktheidenfeld
Der 25. Juli 2011 wird als wichtiges Datum in die Geschichte der Stadt Marktheidenfeld eingehen. An diesem Tag fand, bei recht bedeckter Witterung, unter Teilnahme vieler aktueller und ehemaliger Mitglieder des Stadtrates, Behördenvertreter und Bürger, die Grundsteinlegung für das neue Freizeit- und Familienbad Wonnemar in Marktheidenfeld statt.
Die Erste Bürgermeisterin der Stadt Marktheidenfeld, Frau Helga Schmidt-Neder, spannte den zeitlichen Bogen vom Beschluss zum Bau des Maradies, über die Notwendigkeit der Sanierung des Bades, bis hin zur endgültigen Entscheidung für den Neubau des Wonnemar. Sie verband damit den Dank an alle Beteiligten und die besten Wünsche für die Bauphase.
Herr Volker Kurz, der Geschäftsführer der InterSPA Gruppe (Projektmanagement), ließ es danach gar märchenhaft werden. Er erzählte den Anwesenden eine kleine und teilweise fiktive Geschichte, in welcher er das gesamte Verfahren zum Bau des Bades von Anfang bis Ende als vollen Erfolg skizzierte.
Herr Peter de Wit, Architekt von I-Plan (Entwurfs- und Gesamtplaner) stellte besonders heraus, dass für ihn vor allem das Ziel des Projektes und die Erreichung desselben im Vordergrund stehe. Er sei fest davon überzeugt, dass dieses Bauvorhaben unter der Mithilfe aller Beteiligten zu einem guten Ende gebracht werde;
Herr Bernhard Hardick, Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Pellikaan (Generalunternehmen), bedankte sich vor allem für das, seiner Firma und den anderen beteiligten Unternehmen, entgegengebrachte Vertrauen.
Schließlich ging Herr Wolfgang Schmid von der HypoVereinsbank auf die mystische Bedeutung des Legens eines Grundsteines ein und verband damit die Hoffnung auf das Gelingen des gesamten Vorhabens.
Gegen 11:45 Uhr folgte die Grundsteinlegung. In deren Verlauf wurde eine Kapsel mit aktuellen Tageszeitungen, Euromünzen und anderen Gegenständen im Boden versenkt. Daraufhin gaben nacheinander alle Festredner mehrere Schaufeln Beton in die Grube, um den Behälter dort zu fixieren.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Gruppe “Die Grundler“ aus dem Spessart mit volkstümlichen Klängen.
Im Folgenden ist der vollständige Wortlaut der Rede, welche die Erste Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder bei der Grundsteinlegung gehalten hat, nachzulesen:
„Sehr geehrter Herr Kurz,
sehr geehrte Herren de Wit, Hardick und Schmid,
lieber Altlandrat Armin Grein,
lieber Altbürgermeister Dr. Leonhard Scherg,
sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates bis 2008 und seit 2008,
sehr geehrte Festgäste,
heute ist ein Tag der Freude für Marktheidenfeld -
der Grundstein wird gelegt für das „Wonnemar Marktheidenfeld“ am Maradies – und damit beginnt offiziell der Bau unseres neuen Bade- und Erholungszentrums!
Gut Ding will Weile haben – dieses Sprichwort gilt wahrlich für die Entstehungsgeschichte dieses Bauvorhabens. Denn leicht haben wir es uns in Marktheidenfeld wirklich nicht gemacht, uns zu trennen von unserem lieb gewonnenen Bad Maradies! Es war drei Jahrzehnte lang das Markenzeichen unserer Stadt, Anziehungspunkt und Sympathieträger, Ort vieler Erinnerungen an Kindheit und Jugend – und wichtig für Familien, Schulen und Vereine.
Die Entscheidung in den 1970er Jahren, ein Hallenbad zu bauen, war in Stadtrat und Bevölkerung sehr umstritten. Im Jahr 1976 wurde dennoch das Hallenbad Maradies eingeweiht – und erfreute sich schon kurz danach größter Beliebtheit in Marktheidenfeld und weit darüber hinaus. Mit etwas „geänderten Vorzeichen“, aber genauso kontrovers wurde die Diskussion um das Freibad am Maradies geführt, das 1983 eröffnet werden konnte - mit einem „Rutsch“ des damaligen Bürgermeisters Armin Grein. Beide Male war die Angst vor einer zu hohen Verschuldung der Hauptgrund für die ablehnende Haltung. Doch schon kurz nach seiner kompletten Fertigstellung und mit mehr als 250.000 Gästen im Jahr, war es UNSER Maradies, auf das wir alle stolz waren.
In den 1990er Jahren gab es im Stadtrat die ersten Anträge und Anregungen, das Maradies an die Zeit anzupassen und zu attraktivieren; doch stark schwankende Steuereinnahmen in der Nachwendezeit und auch Großprojekte wie die Nordbrücke verursachten immer wieder einen Aufschub. Investiert wurde jedoch immer und gewaltig ins Maradies. So wurden in den Jahren 1997/98 die komplette Glasfassade ausgetauscht, Filter- und Lüftungstechnik für das Hallenbad erneuert, dazu ein neuer Technikkeller errichtet, ein Blockheizkraftwerk eingebaut und nach einem Brand die neue, beträchtlich erweiterte Sauna in Betrieb genommen. Danach war die Erneuerung der Fliesen und der Deckenverkleidung vorgesehen. Der Stadtrat diskutierte auch über eine kleine Erweiterung des Aufenthaltsbereiches, die Einrichtung eines Ruhebereichs sowie einen Anbau für das dringend verbesserungsbedürftige Kleinkinderbecken. Für diese Maßnahmen, die nur eine minimale Verbesserung der Attraktivität bedeutet hätte, errechneten die Planer Kosten von mindestens 6 - 7 Millionen Euro.
Inzwischen schrieb man das Jahr 2002. Angesichts der hohen Kosten für Sanierung und kleine Verbesserungen, des erheblichen Rückgangs der Besucher und des ebenso deutlich steigenden Defizits, wurden vom Stadtrat mehrere Fach-Gutachten und Untersuchungen für eine Totalsanierung und eine deutliche Attraktivierung in Auftrag gegeben und verschiedene Modelle der Betriebsführung untersucht. Die Gutachten dokumentierten, dass die Substanz des Gebäudes marode, die Standfestigkeit der Beckenumgänge gefährdet war und auch das Dach des Maradies völlig zu erneuern wäre. Eine Sanierung wäre daher völlig unwirtschaftlich gewesen. Dazu attestierte ein Gutachten des Bundesverbandes öffentlicher Bäder, dass auch umfangreiche Umbau- und Attraktivierungsmaßnahmen notwendig gewesen wären, um das Bad für heutige Anforderungen – z.B. auch im Hinblick auf die älter werdende Bevölkerung und die Behindertengerechtigkeit – zu rüsten. Erstellt wurde damals auch eine Analyse zu Rentabilität, Einzugsgebiet und Besucherzahlen durch das Münchener Institut für Freizeitforschung. Und es wurden zur Absicherung der statischen Schäden Stützen im Umgang der Becken eingezogen.
Im Stadtrat bildete sich auf Grund dieser Fakten eine große Mehrheit von Befürwortern eines völlig neuen Bades. Es herrschte im Gremium auch die Überzeugung – die ich persönlich und auch der jetzige Stadtrat ausdrücklich teilen - dass es Aufgabe des Mittelzentrums Marktheidenfeld ist, das Schulschwimmen sicherzustellen und das Schwimmen zur Erhaltung von Gesundheit und Fitness zu verträglichen Eintrittspreisen für alle Bürger zu gewährleisten.
Nicht Aufgabe der Kommune ist es jedoch, Wellness-Angebote oder große Saunabetriebe zu finanzieren – und schon gar nicht zu subventionieren. Für diese auch in Marktheidenfeld wünschenswerten zusätzlichen Angebote müsse ein privater Investor und fachkundiger Betreiber ins Boot geholt werden.
In dieser Phase legte die Steinhart-Gruppe der Stadt Marktheidenfeld ein Angebot vor, im Rahmen eines PPP-Verfahrens und mit jährlichen Zuschüssen der Stadt ein neues Bad zu errichten. Zuschüsse waren und sind deshalb notwendig, damit das Schwimmen im Sportbad zu sozialverträglichen Preisen und ebenso das Schul- und Vereinsschwimmen aufrecht erhalten werden kann.
Der Stadtrat befürwortete mit großer Mehrheit das vorgelegte Konzept und die geplante Finanzierung, die Millioneninvestitionen des privaten Investors vorsahen. Das Projekt wurde jedoch im Jahr 2004 durch ein Bürgerbegehren abgelehnt.
Im Jahr 2005 folgte der Beschluss, weitere mögliche Interessenten und Betreiber für ein neues Bad in Marktheidenfeld zur Vorstellung ihrer Konzepte aufzufordern – schon damals war InterSPA bei den Bewerbern. Es folgten öffentliche Vorstellungsrunden aller Bewerber mit ihren jeweiligen Referenzobjekten.
Für die neue Runde des PPP-Verfahrens wurde der wettbewerbliche Dialog gewählt. Als Kriterien für ein neues Bad in Marktheidenfeld legte der Stadtrat fest:
- Errichtung eines Freizeit- und Familienbades
- mit Wellness-Bereich und Angeboten für die älter werdende Bevölkerung sowie unter Gesundheitsvorsorge-Aspekten
- Saunaanlage mit Außensauna, eventuell unter Einbeziehung der vorhandenen Sauna
- Barrierefreie Ausführung der gesamten Anlage
Und es wurden folgende Rahmenbedingungen festgeschrieben:
- Sozialverträgliche Eintrittspreise im Schwimm- und Sportbereich
- Sicherstellung des Schul- und Vereinsschwimmens
- Wettkampftaugliche Becken, im Hallenbad 25 m, im Freibad 50 m
- Lehrschwimmbecken und Verweilzonen
- Deckelung der jährlichen Zuzahlungen durch die Stadt
Für die im Rahmen des PPP-Verfahrens notwendige juristische sowie technische und wirtschaftliche Beratung wurden Verträge mit den Firmen KPMG und Constrata geschlossen.
Die europaweite Ausschreibung erfolgte im August 2006 und hatte die Bewerbung von fünf Konsortien zur Folge.
Im Verlauf des Dialogverfahrens stellte sich heraus, dass keiner der Bieter ALLE Kriterien der Ausschreibung erfüllte; deshalb wurde der wettbewerbliche Dialog ein Jahr später aufgehoben und der Stadtrat forderte im Oktober 2007 die Bieter auf, sich an einem freihändigen Verfahren zu beteiligen. Drei Bieter nahmen teil – das überzeugendste Konzept legte die Firma InterSPA vor.
Nachdem auch durch die strikten Bestimmungen des PPP-Verfahrens mit nahezu völligem Ausschluss der Öffentlichkeit während der langwierigen Beratungen ein starkes Misstrauen in der Bevölkerung herrschte, hatte der damalige Stadtrat versprochen, durch ein Ratsbegehren der Bevölkerung die Möglichkeit der Entscheidung über das gewählte Konzept zu geben.
Im April 2008 wurde das Ratsbegehren mit 17 Stimmen Mehrheit abgelehnt. Ich erinnere mich wirklich mit Schrecken an diesen Tag – waren doch alle Mitglieder des bis Ende April 2008 gewählten Stadtrats und mein Amtsvorgänger Dr. Scherg, ebenso wie die gewählten Mitglieder des neuen Stadtrats und auch ich sicher, mit dem vorgelegten Konzept die Bevölkerung überzeugen zu können.
Am 1. Mai 2008 konstituierte sich der neue Stadtrat mit mir als neuer Bürgermeisterin – und ich bin ziemlich sicher, dass nahezu alle Beteiligten in Stadtrat und Verwaltung, bei InterSPA und den Beratungsbüros skeptisch waren, dass ausgerechnet jetzt eine Anfängerin im politischen Geschäft neue Verhandlungen und diese zum Erfolg führen sollte.
Wie dem auch sei: Das Defizit im Maradies betrug inzwischen 1,4 Millionen Euro – und der neue Stadtrat beriet bereits am 29. Mai 2008 in öffentlicher Sitzung über das weitere Vorgehen. Im Juli 2008, sofort nach Ablauf der Frist, die nach dem Bürgerentscheid einzuhalten war, nahmen wir das Verfahren wieder auf – zurückgesetzt auf die Stufe der Eignungsprüfung. Zwei Bieter gaben ein Angebot ab.
Sie erinnern sich, verehrte Festgäste, wir waren mit unserem Problem mitten in die weltweite Finanzkrise geraten – Investoren, die vorher mit etlichen Millionen Risikokapital das Projekt mit finanziert hätten, waren nicht mehr vorhanden.
Trotzdem war es uns ganz wichtig, zu den weiterhin geltenden Bedingungen auch noch zusätzlich weitere Attraktionen für Jugendliche und Familien für das neue Bad zu erreichen, die vielen Bürger gefehlt und deshalb zur Ablehnung des Gesamtkonzepts geführt hatte. Und wir setzten die höchstmögliche jährliche Zuzahlung für die Stadt Marktheidenfeld auf maximal 940.000 Euro fest.
Bis zum Januar 2010 folgten viele schwierige Gespräche, in denen wir hart miteinander gerungen haben – und beide Seiten bis an ihre verantwortbare, äußerste Grenze gingen. Doch immer waren es Gespräche in gegenseitigem Respekt, ein Ringen um das beste Bad für die Stadt Marktheidenfeld, zu den bestmöglichen Bedingungen für die Stadt – aber auch zu Bedingungen für InterSPA, die wirtschaftlich notwendige Grundlage zum dauerhaften Betreiben ermöglichen.
Vollzählig und einstimmig – und darüber bin ich noch heute sehr glücklich - entschied sich der Stadtrat im Juli 2010 für das neu ausgehandelte Konzept, in das nahezu alle Wünsche aus der Bevölkerung mit eingeflossen sind. In einer Bürgerversammlung stellten wir die Planungen der Bevölkerung vor und freuten uns sehr über die positive Resonanz.
Und auch das Glück war auf unserer Seite, denn durch die günstigen Zinsen konnten wir bei der Vertragsunterzeichnung im August 2010 die Zuzahlung der Stadt Marktheidenfeld auf die Dauer des Vertrags, d.h. für 30 Jahre, auf 840.000 Euro jährlich festschreiben. Festgeschrieben ist ebenfalls eine Vertragserfüllungsbürgschaft und die Pflicht zur Rücklagenbildung für Instandhaltung und Modernisierung in diesen 30 Jahren.
Sehr geehrte Festgäste,
es ist kaum vorstellbar, mit welchem Aufwand von Zeit, Kraft und Nerven die Stadträte in Marktheidenfeld seit dem Jahr 2003 um „das richtige Bad für Marktheidenfeld“ gekämpft haben. Um ein Schwimm- und Erholungszentrum, das erneut – wie es unser Maradies so lange war – für die nächsten Jahrzehnte ein Aushängeschild für unsere Stadt und ihr Umland ist, ein Anziehungspunkt für Gäste, unser Schwimmbad, in dem unsere Kinder das Schwimmen lernen, alle Bürger sich leisten können, zur Erhaltung ihrer Gesundheit ihre Bahnen schwimmen, Vereine ihrem Sport nachgehen können, ein Treffpunkt, wo Familien und Jugendliche Spaß und Gaudi erleben – und wo wir zusätzlich und barrierefrei ein wunderbares Wellness- und Saunaangebot genießen können.
Ich danke deshalb zuerst und herzlich für den enormen Einsatz meinen Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat, den früheren Stadtratsmitgliedern und Altbürgermeister Dr. Scherg, denen der Abschluss der Verhandlungen nicht vergönnt war und den Mitarbeitern im Rathaus.
Vielen Dank sage ich für die in jeder Situation faire und anständige Verhandlungsweise Herrn Kurz von InterSPA und Herrn de Wit für die gelungene Planung.
Wir haben uns in diesen Jahren sehr gut kennengelernt und können mit Optimismus einer guten Zusammenarbeit zwischen InterSPA und der Stadt Marktheidenfeld entgegen sehen.
Ich bedanke mich ebenso bei den Mitarbeitern der Rechtsaufsicht im Landratsamt Main-Spessart und bei der Regierung von Unterfranken für ihre Unterstützung, Beratung - und ihr JA zu diesem Vertrag.
Mein Dank gilt auch Herrn Bühner und Herrn Jordan von KPMG und den Herren Brand und Büthe von Constrata für die fachliche Begleitung , Herrn Hardick von der Firma Pellikaan.
Wir hatten es nicht immer leicht miteinander - aber ein gemeinsames Ziel, das wir erreichen wollten!
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich bin sicher: Nomen est Omen! Der Grundstein für das „Wonnemar Marktheidenfeld“ am Maradies ist ein weiterer Baustein zur guten Weiterentwicklung unserer Stadt und ein erheblicher Standortfaktor.
Es freut mich, dass durch die vorausschauende Namensgebung der Straße, die hierher führt, unser Maradies nicht nur einen Platz in der Geschichte unserer Stadt hat, sondern auf diese Weise auch im Sprachgebrauch bleibt.
Schon heute freuen wir uns in Marktheidenfeld auf die Eröffnung und wünschen einen guten Ablauf des Baugeschehens und allen, die auf dieser großen Baustelle beschäftigt sind, gutes und unfallfreies Arbeiten.“
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