30 Jahre Altstadtsanierung
Über den Marktplatz fuhren früher noch Autos - heute kaum vorstellbar. Am Samstag, dem Tag der Städtebauförderung wurde hier 30 Jahre Altstadtsanierung mit der Big Band „TroPoSax“ und Sängerin Verena Henniger unter Leitung von Thomas Grön gefeiert. In diesem Rahmen wurde außerden der erste Spatenstich zum Bau der neuen Stadtbibliothek gesetzt.
Lesen Sie hier die Eröffnungsrede der Ersten Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder:
Sehr geehrte Gäste, liebe Marktheidenfelder!
Ich freue mich sehr, Sie alle hier im Herzen der Altstadt, auf dem Marktplatz, begrüßen zu können.
Als Ehrengäste heiße ich willkommen
Herrn Norbert Böhm als Vertreter der Regierung von Unterfranken,
Herrn Harald Schneider als stellvertretender Landrat,
weiter begrüße ich sehr herzlich:
die Ehrenbürger und Ehrenringträger der Stadt,
die Damen und Herren Stadträte und die Mitglieder des Sanierungsbeirates,
Ulrike Hesse von unserem Beratungsbüro Rittmannsperger,
die Damen und Herren aus der Stadtverwaltung, stellvertretend für alle möchte ich Herrn Baurat Elmar Kirchner nennen.
Sehr geehrte Gäste!
In mehr als 500 Städten und Gemeinden findet heute der „Tag der Städtebauförderung“ statt. Wir sind hier im Jahr 2016 gern dabei, denn wir können in diesem Jahr einen runden Geburtstag feiern, nämlich: 30 Jahre Altstadtsanierung in Marktheidenfeld.
Wer diese Jahre bewusst mit erlebt, manchmal mit erlitten und in diesen Jahren mit gearbeitet und mit gestaltet hat, der weiß: Wir haben wirklich Grund zur Freude und Grund zum Feiern! Die Foto-Ausstellung in der Alten Schmiede zeigt das sehr anschaulich; noch mehr erleben können Sie beim anschließenden Stadtrundgang und bei der Führung in unserem Franck-Haus. Und für das nächste große Projekt, unsere neue Stadtbibliothek, werden wir heute den symbolischen Spatenstich setzen.
Sehr geehrte Gäste!
Bundesweit gibt es die Städtebauförderung bereits seit 45 Jahren. Die seitdem aufgelegten Programme haben die Stadtentwicklung in herausragender Weise gefördert und finanziell oft erst möglich gemacht. Der Einsatz dieser Steuergelder hat sich überall mehrfach gelohnt – auch in Marktheidenfeld! So ist es nur sinnvoll und logisch, dass mit dem Programm „Soziale Stadt“ auch die Städtebauförderung weiter entwickelt wurde und fortgesetzt wird.
Die Attraktivität als Wohn- und Wirtschaftsstandort stärken, Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen, die Integration vor Ort unterstützen und nachhaltig die Zukunftsfähigkeit fördern – so lauteten die Ziele der Städtebauförderung im Jahr 1986, als in Marktheidenfeld die Altstadtsanierung begann. Zwei Jahre nach dem Start erfolgte die förmliche Festlegung des ersten Sanierungsgebiets Bronnbacher-Mitteltorstraße; 1996 wurde es auf den gesamten Altstadtkern ausgedehnt.
Hauptziele in unserer Stadt waren die Neuordnung des Verkehrs, die Stärkung zentraler Funktionen, die Bewahrung stadtbildprägender Gebäude und die Heilung des Stadtbildes an einigen Stellen.
Nicht einfach war der Beginn, an dem die Diskussionen um Erhalt oder Abriss des Alten Rathauses und die Einrichtung einer Fußgängerzone standen. Viel Übereinstimmung gab es dagegen bei der Beruhigung und Neuordnung des Autoverkehrs, beim Erwerb und Abriss von Silo und Gebäuden auf dem alten Mälzereigelände, beim Kauf und der Sanierung des Franck-Hauses sowie bei Kauf und Gestaltung des heutigen Stadtgärtchens am Main.
Relativ schnell erfolgte die Errichtung neuer Gebäude in der Altstadt und die Beseitigung städtebaulicher Mängel in der Bronnbacherstraße; es folgte die „Kleine Umgehung“, die den Hauptverkehr aus dem Bereich Brückenstraße/Petzoltstraße herausnahm, was in diesem Bereich zahlreiche private Investitionen und große Baumaßnahmen nach sich zog.
Gleichzeitig mit der völligen Umgestaltung der Altstadtstraßen erfolgte der Bau von kostenfreien und überwiegend zeitlich unbegrenzten Parkplätzen rings um die Altstadt und ganz nah an der Altstadt. Sinn war und ist bis heute: Leben in der Altstadt erhalten, gutes Wohnen ermöglichen, Aufenthaltsqualität und autofreie Bereiche schaffen und gleichzeitig mit dem Transportmittel Auto möglichst nah an die Innenstadt mit ihren Geschäften heranfahren können. Dieser Quadratur des Kreises mit immer besseren Lösungen nahe zu kommen, bleibt eine Daueraufgabe...!
Mit den Jahren und den sichtbaren Erfolgen wuchs auch das Bewusstsein für die alte Bausubstanz. „Wir haben ja nichts Besonderes“, das hörte man zu Beginn der Altstadtsanierung sehr oft. Das unverwechselbare Bild unserer Altstadt, unserer Gassen, unser einmaliger Mainkai mit unserer denkmalgeschützten Alten Mainbrücke – das wurde uns allen erst nach und nach bewusst. Dass wir heute um den unversehrten Erhalt dieser in Deutschland einmaligen Brücke bangen müssen, lässt uns umso näher zusammenrücken. Diese Brücke ist unser Wahrzeichen und Bestandteil unseres Stadtwappens – und noch viel mehr. Sie gehört, so wie sie ist, untrennbar zu unserem Begriff und Gefühl von Heimat! Wir appellieren heute an den Bundesverkehrsminister, der die Entscheidung eines Tages treffen wird: Denkmalschutz ist wichtig - und gilt nicht nur für Bürger, sondern zuvorderst für den Staat, der diesen von seinen Bürgern erwartet!
Viele Mitbürger haben mit dem Erhalt und der Sanierung ihrer Häuser in der Innenstadt einen großen Beitrag zur heute sehr erfolgreichen Altstadtsanierung geleistet. Den „Pionieren“ gilt heute ein ganz besonders herzlicher Dank. Sie haben diesen Schatz unserer Stadt erkannt, gehoben und gemehrt!
Mit der Nutzung des Alten Rathauses durch die Volkshochschule und mit dem Franck-Haus als Kulturzentrum inmitten der Altstadt hat die Stadt Marktheidenfeld zu Beginn der Altstadtsanierung eine bedeutende Entscheidung für eine lebendige Innenstadt getroffen und ihre Vorbildfunktion wahrgenommen. Vor 10 Jahren wurde dafür erneut ein weitreichendes Zeichen gesetzt: Der Beschluss zum Bau des Rathaus-Zentrums mit Tiefgarage und einem Vollsortiments-Markt inmitten der Stadt. Gleichzeitig gelang es, in der Mitteltorstraße städtebauliche Wunden zu heilen.
30 Jahre nach Beginn der Altstadtsanierung setzen wir sehr bewusst einen weiteren Markstein mit der Errichtung unserer neuen Stadtbibliothek mitten in der Altstadt. Alle diese Entscheidungen waren umstritten und wurden heftig diskutiert.
Auch die Weichenstellung für viele Neubauten, v.a. für größere Wohngebäude in der Altstadt haben wir vorgenommen in dem Bewusstsein, dauerhaft wirklich urbanes und gutes Leben in der Innenstadt zu ermöglichen - und wir sind dafür auch verantwortbare Kompromisse eingegangen.
Großen Wert legen wir auf die Schaffung aller Möglichkeiten, die dazu führen, dass die Menschen gern in der Stadt verweilen - durch ansprechende Bänke und Bepflanzung, durch Kunst und Kunsthandwerk im Straßenraum und natürlich durch ein ganzjähriges Kulturprogramm, das zum fröhlichen Treffen immer wieder alle Marktheidenfelder und viele Gäste „in die Stadt“ lockt.
Heute dürfen wir uns darüber freuen, dass sich alle Arbeit und Anstrengung und auch der Einsatz erheblicher Gelder gelohnt haben. Auch die Auseinandersetzungen haben sich in Marktheidenfeld gelohnt – wir alle haben daraus gelernt und unsere Erkenntnisse umgesetzt und weiter entwickelt mit dem Ziel: Marktheidenfeld, da geht’s dir gut.
Das bisher Erreichte war nur durch das Zusammenwirken vieler Akteure möglich. Sehr herzlich danke ich zuerst allen Bauherren und –frauen, die mit der Sanierung ihrer Häuser in der Altstadt den Hauptbeitrag dazu geleistet haben, dass Marktheidenfeld unverwechselbar bleibt und allen, die mit hohen Investitionen und persönlichem Einsatz dazu beitragen, dass gutes Leben, Handel und Gastronomie weiter „innen stattfinden“!
Ich danke für die fachliche Begleitung seit 1986 dem Planungsbüro Rittmannsperger, hier v.a. Herrn Architekt Schönegge für die vertrauensvolle Mitarbeit und der Regierung von Unterfranken für die fachkundige Beratung, die gute Zusammenarbeit bei den vielen großen Projekten in unserer Stadt und die bereitgestellten Fördermittel.
Herzlich danke ich Altbürgermeister Dr. Leonhard Scherg und den Mitgliedern des Stadtrats in diesen Jahren, allen Mitbürgern, die im Sanierungsbeirat mitgewirkt haben und weiter mitwirken. Ein großes Dankeschön sage ich den Mitarbeitern unserer Stadtverwaltung und des Bauhofs, die auch heute wieder für gute Vorbereitung und Organisation gesorgt haben und auch denen, die inzwischen ihren Ruhestand genießen und mit ihrem Engagement ebenfalls zum guten Verlauf der Altstadtsanierung der letzten 30 Jahre beigetragen haben!
Ich freue mich auf die Veranstaltungen heute und auf viele Begegnungen und gute Gespräche! Bleiben Sie motiviert, geben Sie uns weiter Ihre Anregungen und lassen Sie uns miteinander und füreinander tatkräftig an der Gestaltung unserer Stadt weiter arbeiten!
Alles Gute und viel Vergnügen in Marktheidenfeld!
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